Konrad Linckh:
Der Trick mit dem weißen Streifen

Mein erster Wagen ist mir zugelaufen. Immer schon hatte ich davon geredet ein Auto haben zu wollen um nicht mehr Vater, Freunde oder Nachbarn um Ausleihe ihrer Hobel anzuschnorren. Nun hieß es mit einem Mal, ja der X, sein Bruder, der hat einen neuen, willst du den Alten. Na klar, nicht lange zögern...was wars denn, ein Audi 80 von 1980. Zu Sandkastenzeiten war ich der festen Überzeugung, daß die schönste Front der 80er und das beste Heck der 100er hatte. Ihr hättet also was zu Staunen bekommen, wenn ein Siebenjähriger damals das Sagen bei den Ingolstädtern gehabt hätte. Der Preis war eigentlich auch nicht zu schlagen, einzige Bedingung für die Übernahme war die Zurücklassung der halbwegs neuen Batterie. Nun denn, das erste Treffen war zwiespältig. Das Heck in unsäglichen manilagrün (ich habe nie die Farbnamen verstanden, was ist bitte an Manila grün?) ging ja noch, aber vorne.... Rost bis zum Abwinken, als ich die Antenne wieder geradebiegen wollte, riß der halbe Kotflügel ein. Auf dem Rückweg habe ich fast geheult, ob der alten Schrabnelle. Das konnte mein allerbester Hofmechaniker nicht mitansehen, mit vereinten Kräften gings ans Schweißen (Radläufe aus alten Boilerteilen, emaille hält!), Schrauben, Spachteln, eigentlich alles mit S (auch Fluchen). Nach zwei Tagen harter Arbeit ging es zwecks Profilvortäuschung auf Winterreifen zum TüV, und mit einem brummigen, "da tut ihr aber noch was dran, Jungs", bekam das Teil amtlichen Segen.

In matt wars noch nix mit den Frauen, außerdem hat sich der Wagen immer verfahren
Auf dem Rückweg habe ich fast geheult, ob der alten Schrabnelle. Das konnte mein allerbester Hofmechaniker nicht mitansehen, mit vereinten Kräften gings ans Schweißen (Radläufe aus alten Boilerteilen, emaille hält!), Schrauben, Spachteln, eigentlich alles mit S (auch Fluchen). Nach zwei Tagen harter Arbeit ging es zwecks Profilvortäuschung auf Winterreifen zum TÜV, und mit einem brummigen, "da tut ihr aber noch was dran, Jungs", bekam das Teil amtlichen Segen.
Jetzt gab es kein Halten mehr. Sofort Lackieren, sogar mit Sprühpistole und Kompressor. Günstig erstandenes Industriegrau zierte jetzt das Dach und für den body sollte es was Besonderes geben. Ein feistes Blau aus dem Baumarkt wurde mittels Revellfarbe (Gold!) zum Metalliclack aufgemotzt. Komisch, erstens wurde der Lack supermatt, zweitens kann doch dieses popelige Töpfchen gar nicht soviel ausmachen. Die Christbaumbeleuchtung hatte der Vorbesitzer (in weiser Vorausicht) installiert. Was nun, die Legendenbildung besagte, daß zu unseligen PS-Tarifzeiten, auch eine Doppelvergaserversion existierte. Wieder auf den Schrottplatz, und flugs (na ja, bei winterlichen Temperaturen halt) eingebaut.
Die Lösung
Nun hatte ich ungetüvte 10 PS mehr. Schneller ging es nicht voran, dafür hatte ich jetzt wenigstens den standesgemäßen Benzinverbrauch eines Sportwagens. Wenn die zweite Stufe aufging gab es nochmal einen richtigen Ruck und die jahrelang in Rentnerhand liebevoll gepflegte Schüssel bäumte sich wie ein Motorboot auf. Dann die Phase des Kaufhaustunings, Schmankerl wie Motorantenne, Sonnenrollos und Dreiklangfanfare (hab ich alles für meinen Sohn aufgehoben) fanden eine Bleibe.

Eigentlich war es ja ein Sechssitzer
Mit der ganzen Bastelei verfolgt unsereins (jepp, ich geb's zu!) zwei Dinge, den Respekt der Geschlechtsgenossen und das Anlocken des anderen Geschlechts. Beides hatte bisher nicht geklappt. Das Naheliegendste schien mir dabei der Einbau einer Mörderanlage mit Radio/Cassette/CD-Wechsler und mindestens 4 Lautsprechern zu sein. Damit hatte ich dann mein erstes Ziel erreicht. Fürs zweite brauchte ich viel länger. Meine Forschungen konnten sich auf die geglückten Experimente mit Weißwandreifen stützen, auf diesem Wege auch einen herzlichen Dank an die Herren von Continental.
Ein weißer Streifen muß her! Richtig angebracht wirkt er auf Frauen unwiderstehlich.
Schon kamen die ersten weiblichen Wesen auf mich (na gut, aufs Auto) zu. Diese wollte es nur entleihen. Sie brachte sogar Blumen mit. Wie gesagt alles eine Frage der richtigen Farbgestaltung. Ich mußte mich aufs Dach zurückziehen um dem Andrang Herr zu werden (s.o.).

Und ewig lockt der Audi

Hotel Audi 80
Dank stoffbespannter (gibts in jedem guten Kaufhaus) Rücksitzbank gab es jetzt auch Nächte im Audi. Bist du die Nächste?

Leider ist das jetzt alles vorbei. Das Leiden began auf einer Fahrt nach Kaiserslautern. Beim Passieren einer Erdölraffinerie fiel mir ein stechender Plastikgeruch auf, der nie wieder weggehen sollte. Der Auspuff war nur noch fragmentarisch vorhanden und die heißen Abgase strömten von unten gegen den Kofferraum, in dem die Plastikwanne munter abkokelte und den Tank erwärmte.

So haben wir aber immerhin noch einen klasse Urlaub in Wien und Prag verbracht, und uns an der wild gestikulierenden Bevölkerung erfreut...
Nun könnte der geneigte Leser natürlich anzweifeln, daß ein weißer Streifen der entscheidende Auslöser ist.

In einem heroischen Selbstversuch habe ich mein derzeitiges Fahrzeug vollkommen weiß lackiert. Seht selbst.


Keine Frauen, es kommt also auf die Kombination einer Farbe mit einem weißen Streifen an.





© 1999 Konrad Linckh. Alle Rechte vorbehalten.