Dein
Beifahrer
das unbekannte Wesen
Es fing ganz harmlos an. Mein Mann und ich hatten uns ein Auto zugelegt und es war selbstverständlich, daß ich jetzt auch den Führerschein mache. Sicherlich, ich brauchte ein paar Fahrstunden mehr als er, aber die Prüfung an einem Freitag, den 13., bestand ich auf Anhieb. Nun wollte ich Fahrpraxis bekommen und wir suchten uns ruhige Ecken, um meine Fahrkünste zu verfeinern: der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg ist dafür bestens geeignet. |
Mein
Mann war im gesamten Bekannten- und Verwandtenkreis
bekannt als ein sensibler, einfühlsamer und
verständnisvoller Mensch, unsere Ehe galt als
ausgesprochen harmonisch. Bis zu diesem
bedeutungsschweren Tag. Jedes Ruckeln wurde kommentiert,
jeder kleine Fehler scharf kritisiert, jede Unsicher-
heit verurteilt. Ich kannte den Menschen neben mir nicht.
Neben mir saß ein Monster, die personifizierte
Boshaftigkeit, das absolute Ekel - mein Mann. Die Folge: falls überhaupt, fuhr ich nur noch sehr ungern, nur, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ und immer mit Bauchschmerzen. |
Inzwischen habe ich den Mann nicht mehr, dafür aber ein eigenes kleines Auto. Ich fahre wie ein Weltmeister und es macht mir einen Heidenspaß. ... und das Einparken klappt inzwischen auch. |
Tja, nun
besitze ich ein eigenes Auto und ich denke, ich sollte es
an dieser Stelle mal vorstellen: Also, es ist ein Polo
mit der Erstzulassung 26.04.1983, 29 KW (sind das so
ungefähr 40 PS ? - Ihr merkt, ich habe keine Ahnung....)
und knallorange, so wie Hamburger Müllautos früher
waren. Eigentlich überhaupt nicht meine Lieblingsfarbe!
Aber ich hab' mein Auto inzwischen richtig lieb. Ich
glaube, das kann nur bei 'ersten' Autos so sein.
P.S.: Den Cartoon hat mir meine Freundin Gitta aus Kanada geschickt. Von ihr habe ich nämlich das Auto gekauft, bevor sie dorthin auswanderte. |
Mit
der rollenden Orange auf großer Fahrt |
Falls böse Zungen meinen
sollten, mein Autolein sei für längere Strecken nicht
tauglich, dem sei gesagt: "Er irrt sich
gewaltig!" Mein Auto hat wirklich ein dickes, fettes Lob verdient! 7.500 km ( in Worten - siebeneinhalbtausend) in 2 1/2 Wochen. Inklusive Pyrenäen mit Haarnadelkurven, Steigungen und Gefälle von z.T. 20 Prozent - manchmal wünsche ich mir doch, ein Auto mit mehr als 29 KW zu besitzen (eingetragene Höchstgeschwindigkeit liegt bei 135 km/h, okay, aber nur bergab). Und keinesfalls ich versäumen zu erwähnen, daß wir im Auto ganz wunderbar übernachtet haben: nicht geräumig, jedoch urgemütlich. Als Ansporn gab es bei jeder Etappe einen Aufkleber für sie. Die Stationen: französische Nordküste, schräg runter dursch's Loire-Tal nach La Rochelle. Traumhafte Landschaft, Platanenalleen - was soll ich Autobahngebühr bezahlen, wenn ich doch nur 110 km/h fahre? Weiter nach Biarritz und über die Pyrenäen nach Bilbao. Ein Abstecher nach Portugal mit Lissabon und unruhiger Nacht, ob wohl Auto am nächsten Morgen noch dort steht. Wieder ab nach Spanien. Endlose menschenleere Fahrt durch hügeliges Land mit roter Erde, Oliven- und Korkeichenfeldern, darunter Pferde oder Stiere weidend. Zu schön! Runter nach Gibraltar. Im Hotel im reinsten Oxford-Englisch begrüßt und später im Pub einen Sheaperd's Pie gegessen, dazu 'some pints of lager' - jedoch kein Linksverkehr! Dann wieder Spanien, Granada mit Alhambra und massig Touristen. Schnell durch die Sierra Nevada wieder an die Küste, diesmal doch Autobahn, kostenlos und einfach die schnellste Art, der Wüstenlandschaft zu entfliehen. 2 Tage Barcelona. Eine Wohlfühlstadt - einziges Manko: zu wenig Parkplätze. Ob ich wohl mein Knöllchen bezahlen muß? Danach weiter die Costa Brava hoch. Traumstrand gefunden mit relativ wenig Leuten, Wasser mit genau der richtigen Badetemperatur. Alles Bestens! Doch leider, zurück auf dem Parkplatz: Scheibe eingeschlagen, Tasche weg. Guardia Civil. Zeit verloren. Sonnabend Nachmittag. Keine Werkstatt gefunden. Also langsam zurück Richtung Heimat. Vorher noch Lyon und Straßburg besucht, beeindruckende Kirchen. Insgesamt gesehen, erschöpft aber glücklich - oder wie heißt es beim Sport oder so? Wieder in Hamburg habe ich Auto neue Bremsen spendiert - die hatte es sich wirklich verdient! |