Ich fahre meine Autos ja auch gerne, bis es nicht mehr geht.
Bis der nette Mensch vom TÜV mit dem Kopf schüttelt...

Die Autokarriere von Herbert Albrecht

Mein erstes Auto war ein Fiat 500 mit 15 PS. Als Anfänger mußte ich 175% Versicherungsprämie zahlen und die billigste Versicherungsklasse war -15 PS. Voila! Ein schönes Auto war das, knallorange mit Faltdach und für 15 PS erstaunlich munter. Tempo 85 war kein Problem.
Einmal haben mir meine Schulfreunde einen Streich gespielt und den Wagen um die Ecke gefahren und dort abgestellt. Dort hatte ich ihn auch bald gefunden - daß jemand so etwas richtig klaut, konnte ich nicht glauben - und sie haben es auch gleich zugegeben, nur daß sie behaupteten, das Minimobil händisch, also 4 Mann, 4 Ecken, dorthin getragen zu haben! Naja, irgendwann kam dann doch raus, daß sie aus der Jacke an der Garderobe den Schlüssel 'ausgeliehen' haben. Mal sollte sowas auch nie rumliegen lassen.
Leider hatte das Teil ernsthafte technische Mängel, die zu fast wöchentlichen Werkstattbesuchen führten. Die waren zwar nie teuer aber fielen mir bald auf den Wecker. Etwas neues mußte her - ein 'richtiges' Auto.
Die Wahl fiel auf einen Ford 12M P4 in mausgrau, einer total häßlichen Farbe, aber wer achtet beim Gebraucht- wagenkauf schon auf sowas, zumal wenn man höchstens 1000 Mark ausgeben kann. Immerhin, technisch war das Ding einigermaßen robust und mit den üblichen Reparaturen bin ich über drei Jahre ohne große Probleme gefahren. Zum TÜV mußten natürlich jedes Mal die Rostlöcher neu verspachtelt und lackiert werden.
2 mal ging das gut, aber beim 3. Mal habe ich es gar nicht versucht. Die Mechanik war auch so hinüber, ich war froh, daß ich den Weg zum Schrottplatz noch schaffte. Das ist übrigens das einzige Mal, daß ich ein Auto verschrotten ließ.
Dann kam ein 1900er Opel Rekord. An einen klappernden V4 gewöhnt kam mir der Reihenmotor zuerst so ruhig vor wie ein Rolls Royce. Leider hatte der Wagen diverse Mängel am Fahrwerk, weswegen er über 150 km/h nicht mehr geradeaus fahren wollte. Ich erinnere mich an eine Urlaubsreise, die über eine alte Autobahn nach Kaiserslautern führte, die ziemlich kurvig war. Dort über 130 zu fahren, war mit dem Opel eine sportliche Herausforderung.
Als der nächste TÜV anstand, ließ ich mir von einer Werkstatt einen Kostenvoranschlag für alle erforderlichen Reparaturen machen und entschied, daß die Kiste so viel Geld nicht mehr Wert ist.
Mein nächsten Auto war ein Audi 100 S Coupe, erst 6 Jahre alt und mit wenigen km auf dem Tacho, beim Audihändler für erstaunlich wenig Geld gekauft. Warum der Wagen so günstig war, merkte ich bald: beim Gasgeben passierte erst garnix und dann legten sich die 115 PS mächtig ins Zeug. Ohne quietschende Vorderreifen anzufahren, war eine Kunst. Natürlich gleich reklamiert, der Händler hat dann ein bißchen dran rumgebastelt, aber das hielt nicht lange vor.
Es lag an Undichtigkeiten und ausgeleierten Lagern in der Zweivergaseranlage, und nachdem das behoben war tat das Auto mehrere Jahre brav, was es sollte.
Während die beiden Vorgänger ganz klar Notlösungen nach dem Motto 'mehr gibts halt nicht für das Geld' waren, habe ich den Audi gerne gefahren. Er hatte zwei 'Eigenheiten', auf die mach achten mußte: 1. der Motor schluckte massig Öl und 2. das Auto rostete schneller als es fuhr (und es fuhr schnell!). Gegen 1 half der 5l-Kanister Billigöl aus dem Kaufhaus und alle Woche Ölkontrolle und gegen 2 vor jedem TÜV eine Woche Urlaub unter dem Auto. Zuletzt war wohl mehr Rost als Blech da, aber das Auto fand noch einen Endverwerter: die Windschutzscheibe war ein gesuchtes Ersatzteil.
Dann kam was richtig vornehmes: ein BMW 630 Coupe. Trotz leichter Rostansätze an den üblichen Stellen sah das Auto von außen piekfein aus und obwohl meiner schon ein paar Jährchen hinter sich hatte, war die 6er Serie noch das aktuelle BMW-Spitzenmodell. Als ich mich mal in einem Gewerbegebiet verfahren hatte und gerade dabei war, vor einem Werkstor zu wenden, kam plötzlich der Pförtner ganz aufgeregt aus seiner Loge gelaufen.
Offenbar hatte einer der Bosse (oder seine Frau/ Freundin) das gleiche Auto in der gleichen Farbe :-)
Die 3l-Maschine mit Vergaser schluckte natürlich mächtig Sprit, 18l/100 km waren nichts Besonderes. Das war mir vorher klar und ich hatte auch eine Lösung für das Problem: eine Autogasanlage. Das Autogas kostet damals knapp über 1 Mark, damit wurde der Treibstoffkonsum bezahlbar. Zwei Jahre ging das gut, aber dann kam die Katalysatorgesetzgebung, bei der Gasautos in der schlechtesten Steuerklasse landeten. Innerhalb eines halben Jahres schlossen fast alle Gastankstellen, der Markt war mausetot und die Gasanlage nur noch überflüssige Nutzlast. Nie wieder irgendwelche Investitionen aufgrund politischer Vorgaben - die ändern sich zu schnell.
Als dann auch noch massive Schweißarbeiten fällig gewesen wären, um den nächsten TÜV zu schaffen, beschloß ich, mich nach einem anderen Auto umzusehen. Dazu mußte der BMW erstmal weg, und das war schwierig: wer bereit war, sich sein Auto erstmal zusammenzuschweißen, konnte sich den Spritdurst nicht leisten, und wer sich den Spritdurst leisten konnte, brauchte sich keine halbverrostete alte Kiste zu kaufen. Nach einem halben Jahr und vielen nutzlosen Annoncen habe ich ihn dann bei einem wenig seriösen Händler gegen einen wenig seriösen Porsche getauscht und diesen kurze Zeit später gegen einen noch weniger seriösen Renault.
Dieser Renault, ein Fuego, bestand anscheinend unter dem Lack nur noch aus Rost (und das nach nur 6 Jahren...) und die elektrische Anlage war total chaotisch: manchmal lief der Scheibenwischer los, wenn man den Blinker betätigte. Ich glaube, es war auch der Renault, bei dem sich beim TÜV nach dem Scheibenwischerfunktionstest derselbe nicht mehr ausschalten ließ und in der Halle minutenlang die trockene Scheibe wischte...-na ja, dem Stempel habe ich trotzdem bekommen.
Für das Geld, was die ständigen Reparaturen am Renault kosteten (und das, obwohl ich sie in einer preiswerten Hinterhofwerkstatt machen ließ) hätte ich wohl eine Totalrestaurierung meines BMW bekommen.
Nach dem teuren BMW und dem noch teureren Renault wollte ich mal wieder ein Auto haben, daß mehr Geld zum Leben übrigließ und damit der Kleinwagen nicht allzu langweilig wird, sollte es dieses Mal ein Cabrio sein, nicht zu teuer und nicht zu reparaturanfällig. Das preiswerteste Modell war damals das Golf Cabrio, aber leider war die Kiste 'in' und günstige Gebrauchte gabs keine.
Ich habe dann einen Ersatz gefunden: ein Fiat Ritmo Cabrio, ziemlich neu, so daß ich mir über Rost zunächst einmal keine Sorgen zu machen brauchte. Es gab dafür auch eine Rostgarantie (nein, natürlich eine Nichtrostgarantie :-)) über 6 Jahre von Fiat, wenn der Wagen regelmäßig gewartet und die Rostansätze dabei auf Kosten von Fiat beseitigt wurden. Jedesmal nach der Inspektion das gleiche Spiel: beim Abholen sah ich, daß der Rost noch da war, reklamierte und erst dann wurde es gemacht.
Bei diesem Fiat wurde ich das erste mal meinem Prinzip untreu, ein Auto erst abzugeben, wenn die Reparaturen zu teuer wurden. Der Wagen war mir bald einfach zu lahm. Von den 85 PS, die im Brief standen, war nichts zu merken. Ich verkaufte ihn nach wenigen Jahren wieder. Am Cabriofahren hatte ich aber Gefallen gefunden und so sollte es wieder ein offenes Auto sein, und diesmal ohne Griff zum Wegwerfen (auch Überrollbügel genannt) - aber BMW, Audi und andere inzwischen erhältliche Cabrios waren auch gebraucht noch viel zu teuer.
Kein Problem - gab es doch zum Cabrio umgebaute Opel Asconas. 4 Sitze mit ausreichend Platz, großer Kofferraum, voll versenkbares Dach - na bitte, geht doch. Mit der 2,0i-Maschine war meiner auch voll ausreichend motorisiert. Für den Preis (natürlich gebraucht gekauft) ein richtig schönes Auto. Nur das Dach war ein bißchen fummelig - da waren an beiden Seiten Klett- bänder drin, so daß man zum Aufmachen 1 mal ums Auto laufen mußte, um sie zu öffnen.
Aber was solls - der Wagen hatte einfach Stil. Er sah aus und fuhr so wie ein auf europäische Maße verkleinertes US-Cabrio aus den 60ern.
Nach ein paar Jahren hatte mich auch hier Väterchen Rost mal wieder erwischt und ich verkaufte den Ascona an einen schweißtechnisch versierten Opelfan. Nun hatte ich die Nase voll davon, immer wieder Autos zu kaufen, um dann zuzusehen, wie die sich innerhalb weniger Jahre in Rosthaufen verwandelten. Qualität sollte her und natürlich wieder ein Cabrio. Preiswerte BMW-Cabrios gabs inzwischen aber die waren schon so 6-7 Jahre alt und ein BMW war mir ja schon unterm Hintern weggerostet, da traute ich mich nicht so recht ran.
Also ein Audi, die sind verzinkt. Jede Menge Angebote gabs schon, aber am Ende mußte ich doch fast ein Jahr nach meinem 'Traumwagen' suchen. Da war nämlich ein kleines Problem: ich wohne in einer Großstadt mit entsprechenden Staus und Stop-and-Go-Fahrten und dabei wurde mir die Handschalterei immer lästiger - also einen Automatikwagen kaufen.
Außerdem wollte ich unbedingt ein elektrisches Dach, wahrscheinlich wegen der Dachfummelei beim Opel. Komischerweise wurde die Kombination 'Automatikgetriebe & elektrisches Dach' bei gebrauchten Audis nur sehr selten angeboten, und wenn, dann schw..neteuer.
Wer suchet, der findet, heißt es ja, und irgendwann hatte ich dann einen, und mit dem fahre ich jetzt auch schon mehrere Jahre und bin sehr zufrieden. Na gut, die Elektrik hat schon 2 mal gesponnen und auf der Rückbank ist es sehr eng, aber was solls - no car is perfect. Rost scheint bei den verzinkten Audis wirklich kein Problem mehr zu sein, und wenns nach mir ginge, würde ich mit dem Ding vielleicht in 20, 25 Jahren in einen Audi-Oldtimerclub eintreten. Aber vermutlich wird das Auto vorher einen 'politischen' Tod sterben, entweder weil das Benzin für den 70l-Tank unbezahlbar gemacht wird oder weil der Wagen trotz Kat in der Kfz-Steuer als Umweltverschmutzer so hochgestuft wird, daß es im Alltag nicht mehr sinnvoll einsetzbar ist. Na, mal sehen.