Holger:

Noch ne Story gefällig?

Moin !


Hiermit möchte ich mich auch in die Reihe der Verbrauchtautofahrer, hoffnungsvollen Restaurateure und automobilen Schnäppchenjäger einreihen


Mein allererstes Auto war Daddies Familienkutsche, ein Passat Vari CL, Baujahr 1988. Mit diesem Ungetüm durfte ich (den mahnenden Satz „Denk daran, wir haben nur dieses eine Auto!“ im Hinterkopf) nach der Führerscheinprüfung die ersten Fahrerfahrungen sammeln.


Ich erinnere mich noch genau an diese Kiste, weil ich den Vari unheimlich genial fand. Trotz der abwesenden Servolenkung und der etwas ungenauen Seilzugschaltung hat der Wagen unheimlich viel Spaß gemacht, wenn ich mit meinen Kumpels Abends damit unterwegs war.


Oder auch, wenn ich denn mal mit dem Vari zur Schule fahren konnte. Irgendwie sahen die Prollgölfe meiner Stufenkameraden gegen dieses Auto doch etwas alt aus, wenn sie mit ihren (war wirklich so) Spochtfahrwerken, Spoilern, und hastdunichtgesehen – Extras auf dem Sprint zur nächsten Ampel mit Ihren 55 PS gegen den braven 90 PS – Motor des Vari kämpfen durften (und verloren).


Ein Jahr ungefähr war das alles ziemlich lustig (und der Vari ganz gut bekannt), bis ich irgendwie mal falsch abgebogen bin und bei einem Toyota – Händler einen Polo zu Gesicht bekam. Nichts ungewöhnliches, ein normaler 86C, Baujahr 91, also ein Polo 3 oder (2b, je nachdem, wie man das sieht).


An diesem Tag habe ich beschlossen, meinen Dad von der Notwendigkeit eines Zweitwagens zu überzeugen. Letztendlich habe ich das auch irgendwie geschafft. Einen Golf wollte ich nicht haben, weil mir der 2er immer schon zu prollig war. Ich dachte immer: Sowas fährt ja jeder, tief, breit, hart, schnell, wie langweilig.


Also musste ein Polo her. Klein, schnell, wendig, perfekt.


Also sind wir dann Abends immer häufiger aufgebrochen, um sämtliche Gebrauchtwagenhändler in der Umgebung auf passende Polos zu überprüfen. Eines Sonntags war es dann so weit. Mein Vater liebäugelte mit einem Passat VR6, was mich dann doch an dem Zweitwagenkonzept zugunsten der Ein-Auto – Schnellvari – Lösung zweifeln liess (wir hatten meine Ma längst hinter uns gelassen), als meine Ma uns doch recht lautstark zu einem 3er Golf GTD Special (Royalblue – Petrol) zitierte und verkündete: Manfred, das ist dein neues Auto, ich nehme einen von den Polos, die draußen stehen.


Keine VR6 - Maschine im Vari, dafür doch zwei Autos ?? Sollte ich mich dieser Entscheidung meiner Ma entgegenstellen ?? Ich tat es nicht, wenn auch zähneknirschend.


Eine Woche später war der Kauf perfekt und ich durfte den Polo hinter meinem Dad im 3er Golf nach Hause kutschieren.


Zuerst war ich ja doch etwas um mein Image als „Golf – Killer“ besorgt, aber da der Polo mit immerhin 55 PS ausgestattet war, konnte ich schon fast noch ein bisschen was drauflegen. Die Prollgölfe ließ ich weiterhin hinter mir (und das mit Serienausstattung, bis auf den Grillspoiler und das bunte Lenkrad).


Der Polo begleitete mich durch Schulzeit, Abi und Zivildienst und Ausbildung und war mein Hauptverkehrsmittel in der Freizeit (zur Arbeit ging es aus Kostengründen seit eineinhalb Jahren schon mit der Bahn). Ich hab den Wagen knapp 90000 Kilometer gefahren und eigentlich bis auf zwei Zylinderkopfdichtungen nie Probleme mit dem Auto gehabt. Er war schnell, rot, wendig und brav zugleich.


Vor 5 Jahren etwa kam ich mit einem Freund zusammen auf die Idee, einen alten Traktor, der auf dem Bauernhof seiner Schwiegereltern vor sich hin rostete wieder neues Leben einzuhauchen. Leider kam in der Schwiegereltern – Schwiegersohn – Beziehung rechtzeitig vor Abholung des Treckers ein leichtes Unwohlsein auf, weswegen der Traktor noch heute vor sich hin rostet ;)


Als Ersatzobjekt suchten wir uns einen Käfer aus, weil Käferschrauben ist ja simpel, ideal, um in das Hobby einzusteigen, .....


.... dachten wir. Wir wurden auch bei einem „Spezialisten“ für Käfer recht schnell fündig und nahmen eines Samtagsnachmittags spontan einen 1975er 1303 mit nach Hause.


Hmm. Konto leer, in der Garage ein Zustand 5 mit Tendenz zur 8, kein Motor drin (na ja, da sollte dann sowieso was wildes rein, so ein Typ 4 mit mindestens, wenn nicht noch mehr 100 PS), also fingen wir an zu schrauben. Gemeinsam. Etwa 5 Stunden.


Nach der ersten Schrauberaktion war mein Freund dann nicht mehr an der Fertigstellung des Projektes Käfer interessiert. Immerhin durfte das Auto noch etwa 1 Jahr in der Garage stehen.


Danach hab ich den Wagen dann zu mir nach Hause geschoben und nach und nach alle Einzelteile abgeholt.


Nachdem ich den Wagen dann zu Hause hatte, habe ich mir eine Art „Schlachtplan“ zurechtgelegt. Dieser Plan sah vor, den Käfer erst mal komplett zu entlacken, neu zu grundieren, zu schweißen, und halt eben richtig ordentlich wieder auf die Beine zu stellen. Meine Eltern hatten zum Glück Verständnis für mich, zumal ich mich mit dem Wagen ganz gut von meiner Exfreundin ablenken konnte, also musste Daddies Kutsche aus der Garage ausziehen und mein Käfer durfte in die Garage einziehen.


Ich war fast jedes Wochenende dieses Sommers in der Garage, von Freitags bis Sonntags.


Irgendwann gesellte sich dann zu der „Rohkarosse“ in der Garage ein zweiter 1303, Baujahr 1973. Dieser war sogar komplett und der Motor lief bestens, aber da waren so ein Paar Rostlöcher an allen käfertypischen Ecken. Also hab ich meine Pläne erst mal neu überdacht und die Rohkarosse meinem Bruder überlassen (der dann aber auch die Lust daran verloren hat). Gekostet hat er 350 Mark.


Es wurde mal wieder Sommer, als meiner Mutter der Kragen platzte und ich mich dann von der „Rohkarosse“ trennen musste. Immerhin habe ich noch 350 Mark dafür bekommen. Und den „schönen“ Käfer in die Garage gefahren.


Kurz darauf sprach mich ein Klassenkamerad an: „Sag mal, du schraubst doch an alten VWs, oder ??“. Was soll ich groß sagen, eine Woche später stand ein VW Bulli vor der Tür, Baujahr 1983, 2 Liter Boxer, Luftkühlung. TÜV war noch neu und gekostet hat er gerade mal 100 Mark (einhundert, in Worten).

Mein Kaufargument gegenüber meinen Eltern war damals: „ Den Motor baue ich in den Käfer ein, oder ich bau ein Wohnmobil draus. Wollte ich ja immer schon mal haben.“


Günstig gekauft, günstige Steuer (LKW, war damals 375 Mark im Jahr, ohne Kat), aber...


... der Tankwart wurde mein bester Freund. Einmal zur Arbeit und zurück: 20 Mark. Zu teuer für einen Auszubildenden. Ausserdem wollte die Versicherung knapp 800 Mark im Vierteljahr haben, Ebenfalls zu teuer. Eigentlich wollte mein Dad sich das ja mit mir teilen, aber....


Nun ja, um die Versicherung zahlen zu können, hab ich den Wagen dann verkauft, für 1000 Mark.


Eigentlich schade drum, denn ich hab ihn verdammt gerne gefahren. War schon cool. Am Wochenende hinten ein Paar Kästen rein, mit den Kumpelz zum See und einfach das Wochenende genießen.


Einmal haben wir ihn sogar als Wegweiser missbraucht. Die Band meines Bruder gab ein Konzert im Garten des Proberaumes (na ja, war doch kein Raum, sondern ein ganzes Haus) und damit auch jeder hinfindet, haben wir uns einfach nen Edding genommen und vorne und hinten deutliche Wegweiser auf den Bulli gemalt.


Entfernt haben wir das Kunstwerk nach dem Konzert (und dem Kater) ganz unbürokratisch mit Ako-Pads.


Da ich zu der Zeit dann auch wieder angefangen habe, Musik zu machen, musste dann auch der zweite Käfer dran glauben. Nach den ersten Paar Proben mit meiner neuen Band war klar, das ich doch so einen Praktischen Marshallturm brauche, damit man von meiner Gitarre auch etwas hört.


Losgeworden bin ich den 73er 1303 für 1500 Mark.


Das Auto ist nach gut 7 Jahren Standzeit ohne Werkstattdurchsicht an diesem Tag problemlos 800 Kilometer gefahren.


Dann begann für mich erst mal eine Zeit ohne eigenes Auto, aber zum Glück hatte ich ja für Notfälle Mutterns Polo.


Bis im Dezember letzten Jahres einer meiner Berufsschullehrer auf mich zukam und mich fragte, ob ich nicht seinen Golf kaufen möchte, für kleines Geld, mit noch 1,5 Jahren TÜV.


Da ich das Bahnfahren mehr als satt hatte (Ihr lieben Grünen, Ihr könnt tausendmal was von ÖPNV faseln, ÖPNV heißt bei uns folgendes: Öffentliche Professionelle Nutzer Verarsche), brauchte es nicht viel Überzeugungskraft, ich habe den Golf noch am selben Tag abgeholt.

Da stand er nun: schwarz, tiefer, Spochtsitze, Alllllus, Doppelscheinwerfergrill, härter, boah ey. Eigentlich wollte ich ja nie einen Golf 2 haben, aber ich hatte das Bahnfahren wirklich satt. Gekostet hat der Golf 150 Euro.


Als ich Ihn abgeholt habe, hatte er 175000 Km auf der Uhr und mein Lehrer gab mir den gutgemeinten Hinweis „Denk dran, der Geht bei Regen nach 20 Kilometern einfach aus.“ mit auf den Weg.


Stolz war ich schon irgendwie, auch wenn der Golf nicht mehr so ganz schön war. Er hatte ein wenig mehr als die üblichen „Kampfspuren“, die er in 14 Jahren so sammeln durfte.

Die hintere Stoßstange hatte deutliche Blessuren von einer Begegnung mit einem Poller, das Heckabschlußblech war auch nicht mehr ganz grade und der Radlauf hinten Links hatte es nicht unbeschadet überstanden, das der Reifen mal geplatzt war.


Am ersten Wochenende bekam der Golf von mir eine Grundreinigung spendiert, Wäsche und Politur hab ich dann auch gleich gemacht, danach sah er dann wider ganz passabel aus.


Heute hat der Golf knapp 218000 Kilometer gelaufen, und in dem einen Jahr, das ich ihn jetzt habe, habe ich viel Spaß mit dem Auto gehabt.


Zwar geht er wirklich manchmal bei Regen einfach aus, aber man merkt das immer rechtzeitig genug, um noch rechtzeitig vorher den nächsten Parkplatz zu erreichen. Mittlerweile habe ich mir sagen lassen, das dieses Phänomen eine Krankheit beim 2er – Golf mit 70 PS – PN – Motor ist. Seit ich ein Paar Sachen am Vergaser gemacht hab, tritt es auch nicht mehr so häufig auf.


Das genialste Schrauberwochenende hatte ich mit diesem Golf Ende Juli 2002. Ich hatte ein Paar Ersatzteile besorgt, weil ich den Wagen für die Fahrt zum Wacken Open Air (das ist bei Itzehoe) fit machen wollte. Ich habe also Freitagsabends die Garage blockiert, das Auto meines Dads nach draußen ausquartiert und angefangen, Radlager, Zahnriemen, Öl, Zündkerzen, Luffi und noch weiteren „Kleinkram“ auszuwechseln. Gegen 10 klingelte dann mein Handy.

Dran war meine Freundin, die mir mitteilte, das Sie ihr Portmonnaie in meinem Handschuhfach vergessen hatte. Ich solle es Ihr doch bitte vorbeibringen.


Das dumme an der Sache war, das der Golf schon ziemlich auseinandergeschraubt vor mir stand und meine Freundin knapp 100 km weit weg gewohnt hat.


Also habe ich die ganze Nacht durchschrauben dürfen. Morgens um halb acht bin ich dann für drei Stunden ins Bett verschwunden, danach habe ich dann weitergearbeitet, gegen 17 Uhr war ich endlich fertig und auf der Autobahn in Richtung Dortmund unterwegs.


Nach knapp 10 Kilometern leuchtete es so komisch bunt aus dem Armaturenbrett und ich konnte gerade noch auf einer Raststätte ausrollen.

Motorhaube auf und zusehen, wie das Kühlwasser durch einen geplatzten Flansch am Motorblock ausläuft, Samstags, halb sechs in Deutschland. Toll.


Nach einer Stunde war dann auch der Mann vom ADAC da und hat mir ein passendes Ersatzteil besorgt, damit ich endlich weiterfahren konnte.


Mit dem neuen Flansch waren dann auch erstmal alle Probleme beseitigt, eine Woche später hat der Golf dann die 800 Kilometer von Neuss nach Wacken problemlos gemeistert. Auf dem WOA hatte der Golf (zumindest für unseren Pavillion) tragende Funktion. Ohne sein Gewicht als Anker wären wir recht schnell pavillionlos Komischerweise auch die 200 Kilometer vor Hamburg im strömenden Regen.


Die nächste große Überraschung kam dann im Oktober. Ich wollte eigentlich nur Brötchen holen, aber daraus wurde dann ein Besuch bei der nächsten Polizeiwache.

Als ich um die Ecke zum Parkplatz ging, wäre ich vor Wut beinahe explodiert. Irgendwie sah mein Golf anders aus, als am Tag vorher – irgendjemand hatte das Heck meines Autos umgestylt, wie man auf dem Foto erkennen kann. Leider bleib die Anzeige gegen Unbekannt wie erwartet erfolglos und da dieses Auto nun einmal nicht vollkaskoversichert ist, bleib ich natürlich auf dem Schaden sitzen.


Ein Bekannter wollte mir den Schaden „günstig“ reparieren, so richtig mit einer Richtbank, aber selbst wenn ich die Lackarbeiten selbst gemacht hätte, hätte die Aktion noch 400 Euros gekostet.


Da im Mai der TÜV fällig ist, investiere ich die 400 Euros dann doch lieber in neue Bremsscheiben und neue Stoßdämpfer, denn mal ehrlich, laufen tut er ja und die Beule haben wir mit dem Wagenheber wieder rausgedrückt, jetzt geht auch der Kofferraum wieder auf und zu, ohne das man davortreten muss, aber 400 Euro in Kosmetik reinstecken bei einem mittlerweile fast 15 Jahre alten Golf ? Neee, er darf seine Narben behalten.


Nun ja, soweit zu meinen Autos. Komischerweise sind es bis jetzt nur Volkswagen und ich glaub nicht, das sich was dran ändert. Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, dann werde ich mir dieses Jahr wieder eine Garage mieten und mir was neues zum Schrauben zulegen. Vielleicht was luftgekühltes in Fusseltuning-Optik ? Wär ja mal was....






Text / Fotos / GrundHTML: Holger