Prominenz
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Die prominentesten Vertreter
der Gattung Kaffeelöffel






Als langjähriger Kaffeelöffelsammler ist mir schon so manches Juwel durch die Hände gegangen. Für meine Zucht benutze ich auch nur ausgewählte Stücke. Ich bin jedoch anscheinend nicht der einzige, der ausgefallene Eßwerkzeuge besitzt, wie einige Mails, die mich erreichten beweisen. Der Exibitionismus in deutschen Besteckkästen zwang mich förmlich, den ungewöhnlichsten Berichten eine Rubrik zu widmen. Wenn Du auch ein außergewöhnliches Stück in der Schublade hast - ich warte auf Deinen Bericht!




Katja´s
Studentenwohnheimlieblingslöffel
Habe, als ich hier im Studentenwohnheim einzog, ein Prachtstück von einem Kaffelöffel gefunden, richtig mit verziertem Stielchen, und bin seitdem seine heiße Verehrerin. Wo er hingeht, werde auch ich sein.

Anmerkung von KLE: Dieser Löffel ist zwar nicht richtig berühmt, aber diese romantische Liebeserklärung ging mir so zu Herzen, daß ich sie einfach veröffentlichen mußte...


Franz Deckarm:
Mein bestes Stück



Was die blaue Mauritius für einen engagierten Briefmarkensammler, was ein Faberge Ei für einen Osterhasen oder ein Rembrand für einen Kunstbesessenen, das ist für mich mein historisches Kaffelöffelchen, das auf blauer Seide gebettet als Glanzstück meiner Besteckzucht im heimischen Safe ruht.

Es ist der Urahn aller meiner Ausstellungsstücke und noch im Gebrauch befindlichen Kaffelöffel und im Versailler Kaffeeloeffelzuchtbuch schon Anno Domini 41 erwähnt.

Geschaffen hat es ein etruskischer Nomade, der einst von Hannibal ,während seines Zuges über die Alpen ,für das Entfernen von Pobeln aus den Rüsseln der Elefanten ,angeheuert wurde, damit die Dschungelgiganten in der dünnen Luft des Gebirges besser atmen konnten. Sein Stiel besteht aus Bernstein und die Löffelschale ist aus Bleikristall mit hauchdünner Blattgoldauflage gearbeitet.

So damals noch zweckentfremdet zum Rüsselbohren, bekam es seine eigentliche Aufgabe erst unter Saladin dem Maurenfürsten während der Kreuzzüge. Die ersten Mokkas wurden zur lukullischen Sensation des Morgenlandes und unser Kaffelöffel genoß es, wenn die eifrig rührenden Mohrenhände den Zucker zuerst zerschmelzen lie&suligen und der Süßmacher sodann eine aromatische Symbiose mit dem begehrten Getränk einging.

Als Kreuzritter Aloysius von Wipperfürth das gute Stück bei seinem Sturm auf den Harem von Medina im Jahre 814 erbeutete, wußte der Recke noch nicht, welch wertvolles Kleinod in seine blutgetränkten Hände fiel. Sein Knappe Worstel entfremdete unseren Kaffelöffel mal wieder und benutzte ihn mit dem Stiel voran etwa 10 Jahre zum Knacken des Keuschheitsgürtels Alinas, einer angeheirateten Grosskousine Aloysiuses. Die Abschürfungen am Bernstein sind bis in die heutigen Tage noch gut zu sehen und rühren zum Großteil von der erregten Schludrigkeit Worstels beim Schlossknacken her.

Während der Renaissance diente unser Löffel Kardinal Richelieu zum Abmessen von Meßwein beim Speiseverfeinern nachdem er vorher im Hause Borgia die Gifttraenke der Lukrezia vermischte.

Als Kaiser Wilhelm kurz vor dem 1. Weltkrieg den Pickel seiner Haube beim Zocken an einen durchreisenden Zirkusmusikanten verlor, diente der Kaffelöffel kurzzeitig als Pickelersatz.

Auf seltsamen und verschlungenen Wegen gelangte mein Kleinod in die Hände von Joseph Schweijk, einem Offiziersburschen der zu K und K - Zeiten in Östreich sein Unwesen trieb. Schweijk verwendete den Rührer zum Abschaben von Hornhaut unter den Füßen, was die Geschmacksrichtung einiger der damals üblichen kolumbianischen Hochgewächse noch Jahre später empfindlich beeinflußte.

Von einem etwas tuntigem, amerikanischen Transvestiten der als Bürgerkriegsveteran, durch das Verschieben von Pferdeäpfel zur Kompostierung von Baumwollpflanzendünger zu unermeßlichem Reichtum gelangte, wurde mein Schmuckstück in einem Innsbrucker Bordell monatelang als Corsagestänge zweckentfremdet. Auf seiner Heimfahrt mit der Titanic, die Füße schon vom Eiswasser der nordischen See umspült, stürmte er nochmal in seine Kabine auf dem Promenadendeck, vorbei an der "So ein schöner Tag" spielenden Bordkapelle und rettete den Löffel vor dem sicheren Abtauchen in die unergründlichen Tiefen des Ozeans.

In Europa tauchte der Kaffeelöffelurahn erst wieder während der Invasion in der Normandie auf, als ihn ein Neffe unseres edlen Retters als Angehöriger der Navy zum Ausheben eines Schützengrabens für das Batallionsmaskottchen Norma Jean, einer 81jährigen Schildkrötendame, verwendete.

Als Alimentenersatz von vorbenanntem GI, in den Besitz einer Frankfurter Edelnutte gelangt, erwarb ich das gute Stück bei einer Zwangsversteigerung anläßlich des altersbedingten Konkurses vorbenannter Dame.

Und nun ruht es letztendlich, wie am Anfang schon erwähnt, auf blauem Samt und genießt die Augenblicke, wenn ich mit leuchtendem Blick und immensem Besitzerstolz die ruhmreiche Geschichte meines geliebten Rührers, vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse.






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